Katholisch-Apostolische Gemeinden

Katholisch-Apostolische Gemeinden
Katholisch-Apostolische Gemeinden,
 
fälschlich Irvingianer [nach einem der ersten Mitglieder, dem schottischen Prediger Edward Irving, * 1792, ✝ 1834], religiöse Erneuerungsbewegung. Maßgeblich von der schottischen Erweckungsbewegung beeinflusst, entstanden die Katholisch-Apostolischen Gemeinden aus einem Kreis, der sich seit 1826 um den Londoner Bankier und Parlamentsabgeordneten Henry Drummond (* 1786, ✝ 1860) sammelte (dem späteren »Apostel« für Schottland und die Schweiz) und die nahe Wiederkunft Christi erwartete. Sie wollten auf der Basis der alten Kirche, ihrer Bekenntnisse und ihrer Ämter (Bischof [»Engel«], Priester, Diakon) sowie der neutestamentlichen Ämter (Apostel, Propheten, Evangelisten, Lehrer [»Hirten«]) die Christenheit einigen und auf die Wiederkunft vorbereiten. Seit 1832 wurden zwölf »Apostel« berufen, die christliche Welt in zwölf »Stämme« aufgeteilt und den »Aposteln« zugewiesen; für Süddeutschland und Österreich wurde 1834 der Londoner Rechtsanwalt Francis Valentine Woodhouse (* 1805, ✝ 1901), für Norddeutschland 1835 der schottische Rechtsgelehrte Thomas Carlyle (* 1803, ✝ 1855) zum »Apostel« berufen. Die »Apostel« repräsentieren im Verständnis der Katholisch-Apostolischen Gemeinden die Kirche und ihre Lehre. Bekenntnisgrundlage sind die Bibel und die altchristlichen Bekenntnisse; als Sakramente gelten Taufe und Abendmahl. Die beiden wichtigsten sakramentalen Handlungen, die Ordination zu den geistlichen Ämtern und die »Versiegelung« der Gemeindeglieder (Spendung des Heiligen Geistes durch Handauflegung; 1847 eingeführt), können nur von den »Aposteln« vollzogen werden. Die Katholisch-Apostolischen Gemeinden verbreiteten sich besonders in England, Schottland und Deutschland sowie in Nordamerika, Südafrika und Australien. Zur Zeit ihrer höchsten Entfaltung um die Jahrhundertwende hatten sie rd. 70 000 Mitglieder. Seit dem Tod des letzten »Apostels« (Woodhouse) konnten keine Ordinationen und Versiegelungen mehr vollzogen werden, was die allmähliche Auflösung zahlreicher Gemeinden zur Folge hatte. Dennoch bestehen nach wie vor Katholisch-Apostolischen Gemeinden, besonders in Deutschland und in der Schweiz, aber auch in Österreich, Belgien, Dänemark, England und in den Niederlanden. Mittlerweile ohne eigene Hierarchie und Sakramentsverwaltung, feiern ihre Mitglieder Taufe und Abendmahl in den örtlichen Kirchengemeinden.
 
 
H. Obst: Apostel u. Propheten der Neuzeit. Gründer christl. Religionsgemeinschaften des 19./20. Jh. (Neuausg. Berlin-Ost 1990);
 J. A. Schröter, mit einem Vorwort von H. Obst: Die katholisch-apostol. Gemeinden in Dtl. u. der Fall »Geyer« (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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